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Sonntag, 25 Februar 2018 13:18

Polypendetektion am Biomodell

Darmkrebs ist bei Männern und Frauen die zweithäufigste Krebstodesursache. Jährlich sterben daran in Deutschland circa 26.000 Menschen. In 90 Prozent dieser Fälle stellen Darmpolypen die Vorstufen von Darmkrebs dar. Der Gesetzgeber hat deshalb eine regel­mäßige Vorsorgeuntersuchung für Patienten ab 55 Jahren in den Leistungs-katalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen. Bei der Koloskopie (Darmspiege­lung) wird der Dick- und Enddarm mit einem Endoskop untersucht. Die Effektivität die­ser Untersuchung hängt stark von der Erfahrung und Aufmerksamkeit des Arztes ab. Ver­schie­dene Studien belegen, dass zwischen 12 und 24 Prozent der Polypen übersehen werden. Eine unterstützende automatische Polypen-erkennung durch bildgebende Verfah­ren könnte diese Quote entscheidend senken. Die Herausforderung besteht insbesondere darin, kleine Polypen und eingesenkte, flache Neubildungen zu erkennen.

Biophantom für die Koloskopie

Am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS werden in der Arbeitsgruppe „Biomedizinische Forschung“ (PD Dr. Thomas Wittenberg) im Rahmen des BMBF Pro­jekts „KoloPol“ (www.kolopol.de) Methoden für eine automatische und befundun­ter­stützende Erkennung von Polypen in koloskopischen Bildsequenzen entwickelt. Die Verfahren sollen potenziell Gastro­enterologen aktiv während der Koloskopie unter­stützen und in geeigneter Weise auf verdächtige Bildareale aufmerksam machen. Dies steht im Gegensatz zum aktuellen Stand der Technik, bei dem im Rahmen endosko­pischer Verfahren lediglich Methoden zur verbesserten Visu­alisierung von auffälligen Regionen, z.B. durch den Einsatz von Farbstoffen, Einsatz finden.

Beispiele der automatischen Polypendetektion aus dem Demonstrator, automatisch de­tek­tierte Polypen werden durch grüne Kreise dargestellt

Auf der Medica 2015 in Düsseldorf wurde als Projektergebnis ein erster Prototyp vor­ge­stellt, der retrospektiv auf Koloskopischen Videosequenzen Polypen in Echtzeit erkennt. Zusammen mit der Medizini­schen Klinik II (Prof. Dr. Martin Raithel) des Waldkrankenhauses St. Marien Erlangen konnte im Januar 2016 das entwickelte System in einem längeren Versuch an einem Biomodell in Form eines Schweine-Dickdarms mit eingenähten Polypen verifiziert werden.

Während der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren (DGE_BV) vom 17.-19.3.2016 in Mannheim wird das entwickelte System zur Polpendetektion dem Fachpublikum vorgestellt und eine Evaluierung durch Experten (inkl. Eye-Tracking) durchgeführt.

 

Kontakt: PD. Dr. Ing. Thomas Wittenberg, Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen, Erlangen

Last modified on Montag, 26 Februar 2018 13:27

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